Der Kopf des Westernpferdes - wie tief darf er sein?



Immer wieder stellen mir Reiter dieselben Fragen nach der Tiefe des Kopfes und dem Fallen auf die Vorhand.

Ist das erlaubt, dass das Pferd fast am Boden schnorchelt?
Entzieht sich mein Pferd nicht, wenn ich es ganz raus lasse?
Fällt es nicht auf die Vorhand, wenn es so tief geht?
Darf ich es zulassen, dass es mir die Zügel aus der Hand zieht?

Zieht das Pferd am Zügel, sollten wir uns stets fragen, ob sich das Pferd nicht bemerkbar macht, um uns mitzuteilen, dass es sich gestaut fühlt, für den Moment keine Muskelspannung erträgt oder uns darauf aufmerksam macht, dass ihm die Pause fehlt.

Ganz grundsätzlich wird beim Westernpferd im Schritt der Zügel so lange gelassen, wie es sich das Pferd wünscht, wenn wir von ihm nichts wollen außer geradeaus zu laufen.

Pferde in der Arbeit benötigen unsere Unterstützung sich neu unter dem Reiter auszubalancieren. Sie wissen mit der Zeit allerdings selbst wohin die Reise geht und was sie tun müssen, damit es ihnen mit uns gut geht.

Hier nun die häufigsten Fragen, die mir gestellt werden.....

Wie tief kommt ein Pferd im Laufen mit seinem Kopf?
Das ist sehr Gebäude spezifisch und hängt stark von der Winkelungen der Schulter, verbunden mit dem Hals, Kopf und Rücken ab. So eine kleine Hausnummer ist der Hinweis, dass kurze Pferde weniger in die Tiefe finden als längere Pferde. Kurze Pferde haben meist viel Spannung im Rücken und kurze, stämmige Hälse zum Ausbalancieren.

Fällt mein Westernpferd auf die Vorhand, wenn es die Nase tief nimmt?
Auch hier spielt die Anatomie die entscheidende Rolle. Passen Schulter und Kruppe zusammen, fällt es nicht auf die Vorhand- auch nicht bei extrem tiefem Kopf. Das Gebäude von Westernpferderassen ist durch eine steile Schulter und einer steilen Kruppe geprägt. Besitzt das Pferd allerdings eine steile Schulter, aber flache Kruppe und ist der Hals tief angesetzt hat dieses Pferd grundsätzlich sein Gewicht auf der Vorhand. Diese Pferde haben es ein Leben lang schwer aus dem Boden zu finden und es ist fast unmöglich dieses Pferd auf die Hinterhand zu bringen.

Wann findet mein Pferd die maximale Tiefe?
In der Regel zeigt ihnen das Bit - das bei uns nach 2 Jahren Grundausbildung eines Pferdes eingesetzt wird - den Weg in die Tiefe. Je nach Höhe des "Port" oder Zungenfreiheit wird das Pferd die für sich komfortabelste Position finden. Dabei geht es ihm nicht um den Kopf, sondern um den entspannten Rücken und der damit verbundenen, stark abgeschlagenen Kruppe. Allerdings ist das Finden des richtigen Bits, passend zur Anatomie des Pferdes eine Herausforderung und bedarf unbedingtes Fachwissen darüber.

Ab wann sollte das Bit zum Einsatz kommen?
Bei uns werden Pferde mit Bits ausgestattet, wenn sie keine Probleme mehr besitzen ihr Gleichgewicht unter dem Reiter zu finden und sie in der Lage sind dem Reiter ohne Probleme den Rücken zu geben im Schritt und im Trab. Ist das Pferd nicht ausbalanciert oder besitzt noch keine Fähigkeit den Rücken zu dehnen oder fehlt ihm einfach noch die Kraft - was wie immer auch mit dem Thema des Loslassens und dem Bewusstsein einhergeht - verzichte ich auf das Bit und trainiere das Pferd in der Rückendehnung mit und ohne entsprechendem Equipement.

Sollte das Bit von einem Profi eingestellt werden?
Oh ja, die wenigsten Reiter kennen sich mit der Anatomie ihres Pferdes aus. Sie kennen auch nicht den Funktionsmechanismus vom Bit und vielen ist auch nicht bewusst, dass der Zügel die Verlängerung des Reiterarms darstellt und die Finger die Verlängerung des Bits. Ein erfahrener Trainer wird sich die Statur des Pferdes ansehen, eine Bit-Größe empfehlen und sie - unter der Berücksichtigung der Arm- und Fingeraktion des Reiters entsprechend korrekt einstellen in der Gesamtlänge und Länge der Kinnkette.

Hängt der Einsatz vom Bit mit der Ausbildungsstufe des Reiters zusammen?
Jein! Das Bit hängt von der Ausbildungsstufe des Pferdes ab. Ist es das Bit gewöhnt, sollte man nur zur Korrektur einen Wechsel vornehmen. Bei allen Pferden, die durch meine Hände gegangen sind war eine totale Entspannung der Tiere nach erstmaligem Einsatz vom Bit festzustellen. Bei Reitern mit sehr unruhigen Händen, die ihre Position innerhalb weniger Minuten um Länge verändern und somit das Pferd stark verwirren, bzw. aus dem Gleichgewicht bringen sollten grundsätzlich erst einmal lernen ihre Hände zu kontrollieren. Unter dem Strich ist es in solchen Situationen egal, ob man gebisslos oder mit Gebiss reitet. Die Folgen und ihre Probleme liegen woanders als beim Schmerz - der im Moment der Unbeherrschtheit - verursacht wird. Schmerz wird bei Geruder immer zugeführt, ob durch das Reiten auf der Nase oder im Maul.

Welche Möglichkeiten habe ich bei unkontrollierten Händen?
Wie erwähnt liegt die Ursache in 80% der Fälle in der Unbeherrschtheit des menschlichen Geistes. Eine gute Übung ist, sich auf seinen Atem zu konzentrieren und nicht auf seine Gedanken. In den anderen 20% hilft: nicht auf das Pferd zu schauen, sondern auf die Hände. Indem ich sie beobachte wird mir bewusst, was für ein Geruder ich veranstalte. Im übrigen eine Methode, die ich in meiner Praxis bei diversen Erkrankungen des Nervensystems anwende, wenn Tremor im Spiel ist. Mit großem Erfolg!

Der Einsatz von Sperrriemen - wann ist er notwendig?
Viele Reiter schauen beim Sperrriemen nur auf den Schaden, den er beim Pferd anrichten kann. Der Schaden erfolgt aber durch die Reiterhand und nicht durch den Sperrriemen. Ich setze den Sperrriemen immer dann ein, wenn unerfahrene Reiter ihre Hände noch nicht unter Kontrolle haben, ins Rudern oder Ziehen geraten. In diesem Fall schützt der Sperrriemen das empfindliche Pferdemaul vor den Reiterhänden. Hoch genug angesetzt, behindert er auch nicht die Atmung des Pferdes. Beherrscht der Reiter seinen Geist und seine Hände, entferne ich den Sperrriemen wieder.

Erkenne ich, ob sich mein Pferd mit seiner Ausrüstung sicher fühlt?
Ja, wenn man sein Pferd kennt, teilt es einem mit wie sicher oder unsicher es sich fühlt. Auf diese Weise habe ich von den Pferden sehr viel erfahren dürfen. Habe ich Sperrriemen, Tie-Down oder Fork zu früh entfernt, fehlte den Tieren ganz oft die Sicherheit, die ihnen durch das Hilfsmittel geboten wurde, erkennbar an einer tiefen Unruhe und Konzentrationsschwierigkeit während der Arbeit.

Nun wünsche ich allen Westernreitern und Freunde des Pferdes viel Spaß und Inspiration, um die Themen des Westernreitens besser zu verstehen.

Schaut auch gerne mal bei unserem YouTube Kanal vorbei, der sich momentan - frisch geschlüpft - mit den ersten Videos präsentiert: HBWR Westernreiten und Training

Gabriele Oppermann



 

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