Wenn du nicht willst

 ....was man dir tut...usw!

Immer wieder werde ich von meinen Reitern gefragt, ob ich nicht Lust hätte meine vielen Geschichten aufzuschreiben. Bisher fehlte mir die Zeit und sah darin auch ehrlich gesagt keinen Sinn. 

Als Autorin eines Netzwerkes musste ich jetzt feststellen, dass meine Texte tatsächlich gelesen werden und sie von der Redaktion stets sehnsüchtig erwartet werden.

Die Geschichte, mit der ich starten möchte, bereitet mir heute noch Vergnügen, wie viele andere Geschichten. 

Der/die eine oder andere Wegbegleiter:in wird sich vielleicht daran erinnern können und gemeinsam mit mir darüber lachen. Viele von ihnen sind schon gestorben. Nichts Aussergewöhnliches, wenn man sich der 50iger Grenze nähert.

Nun aber zu einer Geschichte, die das Leben lehrt, wie viele Geschichten, die ich zu erzählen habe. Also lehnt euch zurück und lasst die Bilder auf euch wirken!

Viele Jahre bin ich Turniere gegangen, nahm alles mit was im Umkreis von 600km zu erreichen war. Das Auto war stets voll gepackt. Der Anhänger gefüllt mit Futter und meist von zwei Pferden besetzt. Hin und wieder waren es mehrere Anhänger, die mir folgten und in denen sich meine vierbeinigen Aufträge befanden. Mein Kind war immer mit dabei!

Im Laufe der Zeit wusste ich, wie ein Turnier ablief, bekam nur noch selten Herzklopfen, welches in Routine gewechselt war. An die meisten Starts kann ich mich gar nicht mehr erinnern, wo sie stattfanden und mit wem ich unterwegs war. Meine vielen Pokale und Schleifen habe ich ca 10 Jahre aufgehoben und die meisten irgendwann entsorgt. Wenige kleine Pokale habe ich behalten und einen ganz besonders großen und auch schweren der AQHA. Sie stehen in einem Schrank und erhalten nur noch selten Beachtung. Mir sind die Auszeichnungen heute nicht mehr wichtig und ganz ohne Bedeutung. Nur die Geschichten dazu haben ihre Spuren hinterlassen.

Von einer möchte ich nun erzählen. Es handelt von einer Richterin. Einer weiblichen Person, die mich nicht zu mögen schien, ohne mich zu kennen oder je ein Wort mit mir gewechselt zu haben. Also eine Geschichte, die jeder kennt - mitten aus dem Alltag gegriffen 😉😉😉

Wenn man es gewohnt war, immer vorne mit dabei zu sein, fiel einem irgendwann auf, dass ich bei ihr immer und immer wieder in einer Serie letzter Platzierungen landete.

Ein Teilnehmer machte mich darauf aufmerksam, der so wie ich auch immer mit dabei war und als Aussenstehender die Dinge wohl etwas genauer unter die Lupe nahm. Als ich anfing seiner Bemerkung mehr Beachtung zu schenken, fiel es mir auch auf und ich entwickelte großes Unbehagen, wenn ich sie sah oder ihren Namen las. Mit der Zeit wurde die Thematik so grotesk, dass ich bei ihrem Anblick  mein Pferd einpackte und wieder nachhause fuhr. Es lohnte sich für mich nicht, immer und immer wieder gegen eine Wand der Ablehnung anzugehen, die irgendwann zu meiner wurde. 

Um irgendetwas unter Beweis stellen zu können, was nicht möglich war, hieß stets auf der Verliererseite zu stehen, ohne zu wissen warum. 

Den Chip der Verbissenheit besaß ich nicht, also ließ ich es. So wie ich es heute noch mache, wenn mir die Differenz zwischen Bemühen und Verständnis zu groß wird und ich das zu bewerkstelligende Thema nicht als meins erkennen kann. Menschen sind, wie sie sind. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an für jemanden Tango zu tanzen, der mich gar nicht sehen will, geschweige sich mit mir auseinandersetzen will.

Lange Rede kurzer Sinn. Mit der Zeit entwickelte ich eine Strategie des "Sich-Informierens" im Vorfeld. Kam besagte Richterin ins Spiel, fuhr ich erst gar nicht hin. So versiegte meine Lust an den regionalen Veranstaltungen.

Relativ zeitgleich bekam ich ein Angebot als Richterin für arabisch, geprägte Sportpferde. Es machte sehr großen Spaß und ich liebte es hinter dem Gestrampel vieler Pferde und Vorführer die Essenz der Tiere zu bestaunen und diese zu bewerten. Zu einem späteren Zeitpunkt führte mich mein Talent des tiefen Blicks in das Ausland.

Eines Tages – es war ein garstiges Wochenende und vor allen Dingen laut Teilnehmerzahl ein langes Wochenende, ging es unter anderem um die Bewertung der Quarabs, eine zu diesem Zeitpunkt neu aufkommende Kreuzung zwischen Quarterhorse und Araber.

Es waren einige Pferde gemeldet und da die anderen Richter wussten, dass ich sowohl Erfahrung mit westerngerittenen Arabern als auch Quarter hatte, überließen sie mir das Feld diese Klasse zu benoten.

Ein Pferd nach dem anderen betrat das Viereck. Bei einem waren die Röhren zu lang, beim nächsten die Hinterhand zu wackelig im Knie. Dann kam wieder ein Pferd mit zu flacher Kruppe oder der ersten Ahnung eines Schaukelrückens, der sich vom Senkrücken massiv unterscheidet. Er beginnt direkt hinter dem Wiederrist und endet erst am Kreuzdarmbein. Die Ursache ist nicht das Skelett oder die Muskulatur. Die Ursache ist eine Bindegewebsschwäche, die Veranlagung bedeutet und auch bedeutet, dass eine Karriere als erfolgreiches Sport- und Zuchtpferd ausgeschlossen werden sollte, aufgrund des heute so beachteten Tierwohls. Um das zu erkennen reicht ein Blick in die Bewegung des Tieres. Ein Blick auf das stehende Pferd reicht nicht aus. Aber egal!

Ein Pferd nach dem anderen wurde vorgestellt bis plötzlich eine Frau mit ihrer Quarab-Stute den Ring betrat und mir ein Schmunzeln auf das Gesicht zauberte. Sie erkannte mich sofort und wurde kreidebleich. Ja, da stand sie nun vor mir ganz alleine im Ring mit ihrem Pferd. Die Rollen waren vertauscht, ein seltsamer Zufall?

Verstört  blickte sie mich für eine Sekunde zu lange an und verlor etwas den Faden. Sie hatte mich erkannt und war sich ihrer Rolle, die das Leben ihr zugeteilt hatte sehr wohl bewußt.

Ihr Pferd war perfekt und von makelloser Schönheit. Die Stute besaß alle Vorzüge des Arabers und des Quarters, war sehr ausgeglichen in ihrem Wesen und mit Sicherheit sehr flink unter dem Sattel mit der kraftvollen Übertragung des Quarters.

Ja, sie wurde mit ihrer Stute Champion of Champion und wie ich meine - zu Recht. Sie hatte von mir durch die Bank Höchstnoten erhalten. Ich habe das Bild dieser sehr eleganten, stark bemuskelten braunen Stute noch genau vor mir.

Welchen Weg die beiden eingeschlagen haben, weiß ich nicht. Mögen sie ihre Erfolge gefeiert und das Beste daraus gemacht haben.

Mein innerer Friede ist mir wichtig. Ich kann ihn nur halten, wenn ich mich korrekt verhalte oder es zumindest versuche - mir und anderen gegenüber.Viele Menschen neigen zu einer Haltung, die ihre innere Zerissenheit widerspiegelt. Ihnen mangelt es an Neutralität oder andersherum gesagt, sind sie beherrscht von ihren eigenen Bewertungen sich und anderen gegenüber. Gelebte und gezeigte Ablehnung ist ein Signal der Unsicherheit, Unzufriedenheit und steht in Ressonanz mit ungelebten Leben.

Meinungen bestehen aus Wahrheiten einer Welt, die teilweise zu einem anderen Kosmos als dem eigenen gehören, einem Kosmos einer anderen Person.

Möge jeder seinen inneren Frieden finden!

 

Setz dich gerade hin

Diese Aussage kennt noch die Nachkriegsgeneration – also meine Eltern und enthält einen wichtigen Hinweis unseres Verhaltens gegenüber dem E...