Das Trauma - Der Unterschied

Das Trauma als Verletzung muss für Vieles herhalten. Klar definiert ist die Verletzung von Gewebe in Form von Rissen, Brüchen, Überdehnungen, Kompressionen, usw. und gehört zur Medizin.

Nehmen wir das Trauma aus der Psychologie, geht es um seelische Verletzungen und schon wieder haben wir die Trennung von Körper, Geist und Seele.

Aufgrund meiner Praxiserfahrung als ganzheitlich arbeitende Heilpraktikerin, die diese Trennung zwischen Körper, Geist und Seele nicht macht, Materie nicht von Energie trennt und auch keine Trennung vollzieht zwischen gesund und krank, tut sich mit diesen Begriffswahlen und ihrer Zuordnung sehr schwer.

Darum ein Beispiel aus meinem Praxisalltag....

Jemand fällt eine Steintreppe über mehrere Meter herunter und bricht sich dabei den Fuß. Die Steintreppe befindet sich im eigenen Haus und verbindet Wohn- mit Schlafzimmer oder Küche mit Bad. Das Handy liegt auf dem Esstisch und die Person robbt sich auf allen Vieren zu dem Apparat, um Hilfe zu rufen. Meist spielt der Verunfallte das Geschehen herunter, was aber an dem hohen Adrenalinspiegel liegt, hervorgerufen durch den Sturz.

Nach einer Operation und Aufenthalt in einer REHA Klinik hat der oder die Betroffene noch leichte Druckschmerzen am Gelenk beim Auftreten, aber Treppen steigen geht schon wieder ganz gut. Vielleicht denkt der oder die Betroffene darüber nach, was die Ursache sein könnte, die den Sturz ausgelöst hat, z.B. weil man in Strümpfen schnell die Treppe hinunter wollte, die Kurve nicht bekommen hat oder einfach die Stufe mangels Achtsamkeit verfehlt hat. Für kurze Zeit wird er oder sie etwas achtsamer mit dem Thema Treppe umgehen bis die Gewohnheiten wieder überhand nehmen und wie ein Eichhörnchen im Haus herumgeturnt wird.

Dasselbe Ergebnis und Folgegeschichte, aber eben vom Pferd gefallen mit der Folge der Entstehung eines psychischen Traumas. Was ist jetzt der Unterschied zwischen den beiden Ereignissen und wie kann es sein dass aus dem zweiten Ereignis ein Trauma entstehen konnte?

Die entscheidende Rolle beim Entstehen eines Traumas ist unser Geist, nicht unser Verstand.

Unser Verstand schaltet sich bei der Treppe ein und sagt uns, dass wir die Treppe brauchen. Und weil wir sie brauchen, erkennen wir ihren Nutzen. Es wird nicht zu einer emotionalen Schieflage kommen, die ihren Ursprung im Geist hat.

In Reiten, Fahrradfahren oder sonstigen Amüsements, die wir uns gönnen besteht keine Überlebens wichtige Notwendigkeit, sodass der Verstand sich zwingend mit dem Thema auseinandersetzen müsste. Sobald sich der Verstand zurückzieht und signalisiert: "Dazu habe ich jetzt keine Meinung!", schaltet sich sofort der Geist ein und fängt an uns zu beherrschen mit der Vielfalt seiner Emotionen, die er im Gepäck so mit sich trägt. Das psychische Trauma entwickelt sich nach dem Ereignis, nicht während des Ereignis und je nach Gewichtung und Be-Deutung des Geistes in seiner Entfaltung sehr stark.

Natürlich ist es ganz so einfach nicht mit dem Verstand, dem Geist unserer Seele und dem Körper. Im Ayurveda ist die Seele der Herrscher des Hauses in dem wir wohnen. Sie stellt ein sehr stabiles Konstrukt dar, sie überlebt alle und nimmt ihre Erfahrungen mit auf ihre Reise der Unendlichkeit. Überlassen wir dem Geist die Herrschaft wird er beginnen uns und unserer Seele auf der Nase herumzutanzen. Er beginnt zu kontrollieren, zu werten und zu richten, usw.

Die ersten Folgen der Übermacht unseres Geistes erkenne ich als Therapeut anhand von Störungen (Anpassung, Zwang, Angst, usw.), dem übermäßigen reagieren auf Geschehnisse, dem Rückzug, dem beleidigt sein.

In diesem Fall wird die Treppe kein Trauma auslösen, aber der Sturz vom Pferd, Fahrrad, usw.

Das Mäandern zwischen Geist und Verstand macht uns dauerhaft das Leben zur Hölle. Unsere Seele bleibt weitestgehend von den Ereignissen im Gehirn verschont, die friedlich schlummernd in der Wiege unseres Herzens wohnt. Beginnt sie zu schmerzen finden wir den Auslöser nicht in einem Ereignis im Außen, sondern im Schmerz, den wir uns selbst zugefügt haben durch einen umtriebigen Geist, der die Rolle des Entscheiders übernimmt und uns selektiv mit seiner Wertigkeit, Bewertungen und Urteilen klein hält, klein macht und uns öffnet für Verletzungen und Erkrankungen jeglicher Art.

Diese Erkenntnis stammt im Übrigen nicht von mir, sondern ist in fast allen mir bekannten asiatischen Betrachtungsweisen verwurzelt in denen keine Trennung von Körper, Geist, Verstand und Seele bis zum heutigen Tag gemacht wurde - egal ob Zen, Ayurveda, Buddhismus, usw.:

Zügle deinen Geist und du bist ein glücklicher und gesunder Mensch!

Wer sich sich etwas mehr mit Ayurveda und seine Behandlungsmethoden beschäftigen möchte, dem empfehle ich meinen Artikel zum Thema "Selbstheilung im Ayurveda beginnt im Kopf" erschienen im Netzwerk Ganzheitliche Gesundheit.

Viel Spaß beim Nachdenken

Gabriele Oppermann

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