Schenkelhilfe aus der Sicht eines Therapeuten

Ich weiß nicht wie es euch bei dem Anblick dieses Beins geht, aber mir tut "meine Hacke" schon beim Hinschauen weh!

Begibt man sich in die umfangreiche Heilpraktikerprüfung, besteht der schriftliche Teil zu 20% aus Fragen der Physiologie, Anatomie, Erkrankung von Knochen, Muskeln und Sehnen.

Als Trainerin von Reitern und Pferden, halte ich diese Version der Schenkelhilfe als überholtes Relikt der alten Reiterzunft.

Ich denke, dass es an der Zeit ist, den Reitern aufklärend zur Seite zu stehen, auch in Hinblick auf die Nutzung eines Sporens.

Da wo der Pfeil hinzeigt befindet sich das Sprunggelenk bestehend aus den beiden ankommenden Unterschenkelknochen (Tibia, Fibula), dem Sprung- und Fersenbein, welche in Summe ein Scharniergelenk bilden. Es gäbe auch zum Kniegelenk einiges zu sagen, was ich mir an dieser Stelle jedoch erspare. Die Elastizität und Sprungfähigkeit aus dem Sprunggelenk ist gewährleistet durch die Bänder. Wer schon einmal in diesem Gelenk umgeknickt ist, weiß wie schweineweh das tut und wie lange selbst eine Überdehnung dauern kann bis sie ausgeheilt ist. Noch viel interessanter ist die Betrachtung der Ferse. Der Achillessehne ist in meinem Anatomiebuch volle 3 Seiten gewidmet.

Bei der Beinhaltung im Bild oben, kommt es dauerhaft zu einer Überdehnung der Achillessehne. Akut finden wir hier Stress mit kleinen Mikrotraumen und möglichen kleinen Rissen bei abrupter Bewegung.

Kurz erwähnen möchte ich auch noch den Fuss, der aus 7 Fußwurzelknochen besteht, Mittelfußknochen und den Zehen. Der Fuß besteht demnach aus 28 mehr oder weniger kleinen Knöchelchen, die über Bänder zu einer Stabilität unseres Gleichgewichts und unseres Gehvermögens elementar beitragen.


Gerät der Fuss in Not, passiert genau das, was wir auf Bild 2 sehen können. Der Reiter verfällt in einen Chopper-Sitz und begibt sich insofern in Gefahr, dass er bei einer unerwarteten Bewegung des Pferdes sofort den Halt verliert und stürzt.

Das Pferd erhält keinerlei Informationen mehr, weder aus dem Sitz, noch aus den Schenkeln. Bei Gefahr fühlt sich das Pferd im Stich gelassen und wird für sich selbst entscheiden, was zu tun ist, möglicherweise zu Ungunsten des Reiters. Der Effekt des Knie hochziehens ist exakt derselbe. Den ich aber an dieser Stelle nicht weiter erörtern möchte.

Ein entspanntes lockeres Bein kann dem Pferd viel mehr Unterstützung bieten. Wir bleiben zudem im Becken locker, können die Bewegung des Pferdes besser unterstützen oder ausgleichen.

Aus therapeutischer Sicht ist das Abknicken im Sprungelenk mit all seiner einhergehenden Spannung in den Fußwurzelgelenken inakzeptabel. Die Folge von dauerhaften Belastungen an diesen Stellen sorgt für arthritische Veränderungen. Für welchen Weg der Körper sich entscheidet, können wir nur bedingt beeinflussen. Bildet sich das Knochengewebe zurück (Abrieb) entsehen Hohlräume, die zu einer Kalzifikation führen kann. Der Fuss wird steif und unbeweglich. Entstehen Entzündungen (Arthritis), wird das eine sehr schmerzhafte Angelegenheit. Denn über was wir noch nicht gesprochen haben ist das starke Nervenbahnennetz der unteren Extremitäten.

Für uns Menschen ist die Beweglichkeit und die Gesundheit unserer Füsse von enormer Bedeutung. Ein Grund mehr auf sie zu achten.

Wie wir zu einem besseren Sitz kommen und welche Technik tatsächlich einen Verschleiß unseres Körper vermeidet, ohne dass dem Pferd entscheidende Informationen zu einem richtigen Handeln fehlen, wollen wir in den nächsten Schritten gerne erläutern.

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