Der gerade Sitz bedeutet weder Fallen auf das Schambein noch Verfallen in das Hohlkreuz und somit kein Überstrecken der Nacken- bzw. Rückenmuskulatur. Es ist sehr ungesund für die Bandscheiben, im gequetschten Zustand Schläge aushalten zu müssen und wir verlieren auch an Lockerheit in der
wichtigsten Bewegungsachse der Hals- und Lendenwirbelsäule.
Der gerade Sitz geht von den Schultern aus. Richten wir uns auf, richten wir uns in den Schultern auf. Wer jetzt nicht
weiß, ob er zu vorfallenden Schultern neigt, möge sich mit den Schultern gegen
eine Wand lehnen oder – noch besser – auf den Boden legen und mit beiden
Schultern gleichmäßig am Boden Kontakt suchen.
Interessanterweise richtet sich das Becken nach den geraden Schultern aus. Auf Dauer eine gesunde und einfache Übung für Körper und Geist. Warum? Bei geraden Schultern kann unser Zwerchfell besser arbeiten und die Zwischenrippen bei der Sauerstoffversorgung unseres gesamten Organsystems behilflich sein. (Alle Arten von Krankheiten mit einem Sauerstoffmangel gehen dauerhaft mit einem vorn über gebeugten Körper einher und alle Arten von der vorn über gebeugten Haltung mit einem Sauerstoffmangel.)
Aufrichtung hat demnach nicht ausschließlich mit unserer freischwingenden
Lendenwirbelsäule zu tun. Da würde uns die einfache Statik eines Stabes völlig reichen.. Wir haben dieses Wunder der Natur damit wir unsere Beine locker bewegen
können, um Geschwindigkeiten aufzubauen, zu regulieren, Haken zu schlagen, etc. Und auch wir nutzen wie unsere Pferde unseren Kopf als kurze Balancierstange.
Wer also reitet, darf den aufrechten Sitz im Sattel mit dem
Verspannen der Hals- und Lendenwirbelsäule nicht verwechseln. Der Rückenstrecker und Trapezmuskel sind für
die Bewegung da und nicht für die Erstarrung. Die Folgen sind fatal, wie wir gleich bei ganzheitlicher Betrachtung erkennen können.
Wir tun es! Spätesten wenn wir Stress oder Angst haben, verfallen wir in alte Muster und sind nicht in der Lage sie bewusst zu durchbrechen oder gar zu steuern. Die Angst entspringt der Vergangenheit, während der
Stress akut aus uns selbst kommt. Der Stress ist das akute Symptom, die Angst der chronifizierte Stress. Woher kommt eigentlich Stress. Wird er tatsächlich nur im Kopf produziert?
Oh nein!
Der Rückenstrecker – wie viele andere äußere Muskeln – werden bei Überstreckung von einem Nerv dominant innerviert, der in unserem Körper vor allen Dingen „Alarm“ signalisiert (Sympathikus). Das bedeutet auch, dass der überspannte Rückenstrecker das Reiten im Hohlkreuz Stress in unserem Körperkreislauf erzeugt, unser Gehirn in Alarm versetzt und uns in Kampfbereitschaft bringt (an geballten Fäusten zu erkennen - ich halte mich fest damit ich nicht falle). Nun kann das Bewusstsein nur Dinge verarbeiten, die bekannt sind oder verdaut werden können. Der Rest landet unbemerkt im Unterbewusstsein und erzeugt dort unaufgelöst dauerhaft Ängste, Traumen oder Matrixblockaden (Text zu Matrixblockaden wird in der Aprilausgabe unseres Netzwerkes veröffentlicht).
Was wir allerdings tun können ist unserer Atmung mehr Beachtung schenken. Atme ich tief in den Bauch – was vor allen Dingen dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden kann – nähre ich den Nerv, der für die Entspannung und der Funktion innerer Organe dienlich ist (Vagusnerv). Atme ich in den Brustkorb – was vor allen Dingen dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden kann – nähre ich den Stressnerv. (Eine Erklärung warum das bei den Geschlechtern ganz unterschiedlich ist, wäre die Gebärfähigkeit der Frau, deren Sympatikus die dominantere Funktion im Becken besitzt, als der Vagusnerv).
Durch die Art
zu atmen lege ich allerdings die Weichen für Stress oder Entspannung.
Schenken wir dem Außen und ihren negativen Inhalte mehr Beachtung als uns selbst kann es natürlich auch zu einem Rebound-Effekt kommen und im Organsystem für Stress sorgen und chronifiziert zu Angst.
Viel Spaß beim Üben!