Unser Geburtstagskind....

...wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst....!!!!

Ich habe mich heute extra beeilt, um über Bahija zu schreiben. Sie ist heute 26 Jahre alt geworden.
Eine rüstige Rentnerin auf vier Beinen.

Als sie auf die Welt kam, heute vor 26 Jahren, spickelte ich durch die Boxentüre, 1 Stunde nach ihrer Geburt....ja...ein Pferd...ein hässliches, braunes Entlein lag da im Stroh.

Sie wuchs auf dem Hof auf und ich realisierte sie kaum...war einfach nicht mein Typ.

Im Herbst hielt ich schon mal Ausschau nach meinem eigenen Pferd. Ich wollte mir von meinem ersten verdienten Geld ein Pferd kaufen.

Aus irgendwelchen Gründen wurde ich vor Weihnachten auf sie aufmerksam (gemacht) und ich deutete ihrem Züchter an, dass ich in Erwägung ziehen würde, sein Fohlen zu kaufen, was eigentlich völliger Schwachsinn war.

Er freute sich so sehr, dass er mich gleich am Ärmel hinter sich herzog. Bahija`s Box glich einem Hochsicherheitstrakts mit Schloss und Riegel versehen. Madame hatte die Gabe, alle Türen zu öffnen.

Er entriegelte alle Schlösser und ließ mich alleine.

Man stellt sich das immer so romantisch vor...das eigene Pferd, und eigentlich sollte sich das Pferd auch freuen. Tat es aber nicht!!!

Als ich die Boxentüre geöffnet hatte, feuerte sie eine Salve nach der anderen ab, immer Richtung meiner Person. Ich weiß nicht, aber ich dachte nicht lange nach und fing selbst an, nach ihr zu treten.

Etwas erstaunt hielt sie inne und ich konnte sie anfassen. So ging das in einem Fort.

Endlich hielt ich sie am Strick mit stolz geschwelgter Brust - was macht Bahija - sie rannte einfach los. Ich - keine Ahnung von Fohlen hielt sie fest. Leider hatte sie mich so überrascht, dass ich stolperte und sehr viel Sand schlucken musste.

Mit der Zeit legte sich das und wir wurden ein Team. Ich nahm sie überall hin mit.

Bevor sie zur Ausbildung zu Ute Holm kam, ließ ich es mir nicht nehmen, sie selbst zu besteigen. Es war kein Problem. Auch das Gelände war kein Problem.

Meine Tochter war geboren und auch sie lernte auf ihr das Reiten.

Bei unseren Urlauben in der Lüneburger Heide war auch Bahija dabei. Mit Satteltaschen und Karte bepackt zog ich mit ihr los.

Einmal landeten wir im Moor. Sie versank bis zum Karpalgelenk im Sumpf. Gleichzeitig versperrte uns ein Baum den Weg. Wir beide versuchten uns durch zu arbeiten und schafften es auch. Wir besuchten die Hunnengräber. Ich durfte Bahija sogar mit rein nehmen. Wir überquerten einen Staudamm. Trotz Getöse blieb sie ganz ruhig und Passanten schauten uns erstaunt hinterher.

Wenn wir rasteten, musste ich sie nicht anbinden. Sie kannte das schon aus der Zeit, als ich beim Ausritt mein Kind stillen musste. Sie blieb einfach bei mir.

Das schönste Erlebnis hatte ich, als ich mich in der Heide verritten hatte. Irgendwann kreuzten wir einen gepflasterten Weg. Irgendwohin musste der Weg ja führen, also ritt ich an ihm entlang. Ein Geräusch bahnte sich einen Weg zu uns. Es kam unheilvoll näher. 4 Panzer rollten von hinten immer näher heran. Wir konnten nicht ausweichen. Wir waren versehentlich auf das Nato-Übungsgelände geraten.

Die Jungs krochen alle aus ihren gepanzerten Fahrzeugen, um das Schauspiel des lonesome Cowgirls mit ihrem Pferd zu bestaunen.

Bahija bekam einige Fohlen...tolle Pferde!!! Nicht jeder war in der Lage diese Pferde zu schätzen.
Für Bahija waren Fohlen schon immer das größte gewesen. Man sah es ihr an, wenn sie ein "Kleines" wahrnahm....Augenaufschlag...blink, blink....Baby...Meins!!!

Bahija hatte schwere Verletzungen. Sie wurde Opfer eines Rippers. Laut Tierarzt 40 Messerschnitte im Genitalbereich.

Bahija zog sich eine Drahtschlinge ins Sprunggelenk. Sie befand sich an dem einzigsten Baum auf der Koppel. Die Koppel war groß. Sie kämpfte....ich auch!

Bahija gewann Turniere...Reining, Horsemanship, Western Riding...nur Pleasure...das ging nicht.

An der Kuh arbeitete sie hervorragend. Unser Bauer stellte seine Kühe vom Anbindestall auf Laufstall um. Er hatte Sorge, dass die Tiere ausflippen würden und fragte mich, ob ich ihm mit meinen Pferden helfen würde. Bahija und ich trieben sie abends in den Melkstand.

1998 gründete ich die Reitschule. 2000 war Bahija mit Bijou trächtig. Brav absolvierte sie ihre Reitstunden mit ihren Schülern, trotz dickem Kessel. Bis 2010 wechselte sie noch wie eine Junge durch die Halle. Ihren letzten Schüler trug sie 2012. Dann stellten wir den Vertrag auf Rentner um.

Nun kümmert sich eine junge Frau um sie, die sie sehr lieb hat. Je nach Tagesform geht es immer noch ab ins Gelände...aber wie!!!!

Manchmal machen Bahija ihre Augen zu schaffen. Dann kommt sie nur zur Pflege raus.

Nächste Woche bin ich wieder bei meinen Tieren und werde meine Runde drehen, sie begrüßen, und  sie danach fragen, wie es ihnen geht.

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