Der Motor der Beweglichkeit

Heute schreibe ich mal über etwas ganz anderes ;-)))

Jeder weiß, dass das Innerste eines Wirbelwesens das Skelett ist. Die wichtigsten Organe sind nach Außen geschützt durch Rippen oder unserem Becken.

Die Wirbelsäule eines Menschen ist S-förmig angelegt, damit sie stabil und beweglich mit dem Rest des Körpers korrespondieren kann.

Bei Pferden gibt es auch Rippen, falsche Rippen, lose Rippen und das Kreuz-Darmbein sieht genau gleich aus, wie beim Menschen. Auch unser Kreuz-Darmbein kann eine individuelle Note besitzen.

Die Wirbelsäule ist bei manchem Pferd auch etwas S-förmig und hat etwas von einem durch gesessenen Sofa. Unser Steißbein ist der verkrüppelte Schweif des Pferdes und kann schon Ärger bereiten.

Damit das Ganze irgendwie zusammengehalten wird, gibt es die Muskulatur. Aber nicht nur. Verbunden mit dem Knochen sind die Muskeln über die Sehnen.

Jeder Muskel hat eine ganz spezielle Aufgabe, dessen Zwilling sich meist auf der gegenüberliegenden Seite befindet und genau das Gegenteil von dem macht, was Nr.1 vorgibt.

Muskeln kann man nicht dehnen, sie können nur entspannen...soweit waren wir schon mal.

Um beim Menschen zu testen, ob die Wirbelsäule beweglich genug ist - ob der Muskel richtig entspannen kann, gibt es den Vier - Pfoten - Bodentest. Der Probannt muss sich mit den Fingern Richtung Boden bewegen....autsch!!!! Da war es schon....geht nicht.

Jetzt kann ich mich meinem Probannten auf den Rücken setzen und wie auf einem überfüllten Koffer rum hüpfen, in der Hoffnung, er möge sich noch mehr zusammen falten. Es wird nicht gehen.

Nehmen wir ein Pferd. Ohne Reiter, kein Problem. Ohne anatomische - künstlich, per Zucht erzeugte Bewegungshandicaps, auch kein Problem.

Ein Pferd mit geringer, bzw. gar keiner Rückentätigkeit - schwierig - seine Natur bedingt schon ein großes Problem. Dass Probleme auftauchen können, ohne äußerliche Symptome, wissen wir, seit wir Menschen den Weg zum Arzt nehmen.

Nehmen wir das Pferd ohne Reiter und ohne Rückentätigkeit.Wenn wir uns auf diesen Rücken setzen - das erste Mal - huiiiiii - lernen wir das Fliegen - vielleicht.

Andere haben diese natürliche Schwingung im Rücken, können dafür aber nicht so mit den Füßen strampeln. Die Schwingung wurde weggezüchtet, nur damit das auf der Show cool aussieht.

Meistens stirbt auch dieser schwingende Rücken ab. Zu schnell, zu viel, zu einseitig , zu langweilig, zu...zu...zu - eben.

Nach 2 Jahren beginnt der Ärger. Das Pferd geht nicht mehr richtig vorwärts. Jetzt kommt der Punkt, an dem ich den überfüllten Koffer anbringen will, auf den wir uns setzen, um ihn zu schließen.

Da wird das Pferd zu Tode korrigiert....Schnitt!!!!

Das Pferd ist ein Läufer. Es ist immer in Bewegung. Ist es auf der Flucht, springt es schon mal davon. Während dem Laufen frisst es....Gras, das bekanntlich auf dem Boden wächst...16 Stunden lang.

Welches Pferd kann heute schon 16 Std lang in der Bewegung Gras fressen. Würden wir das zulassen in unseren Breitengraden, bräuchte man das Pferd nur noch rollen.....Fazit: So geht das nicht!

Wir müssen das Pferd dazu bringen, dass es sich entspannt. Ein Pferd kann sich mit dem Reiter oben drauf nicht entspannen, weil der da gar nicht hin gehört. Also bringen wir dem Pferd bei, dass es sich unter uns in komplette Entspannung begibt...im Stand.

Hat das Pferd das begriffen, lassen wir es im Schritt gehen und motivieren es, sich in die totale Entspannung zu begeben.

Ich sehe ausschließlich Reiter, die ihr Pferd bis zum Widerrist in Entspannung reiten können. Hinter ihrem Rücken geht es aber weiter.

Bei 98% der Pferde sitzt der Knackpunkt im mittleren Kruppenmuskel. Ich bezeichne ihn lieber als Muskulatur der Lendenwirbelsäule, da sie vergleichbar ist mit der unseren und etwas anschaulicher erscheint.

Was macht dieser Muskel eigentlich??? Er hält die Lendenwirbelsäule stabil, er hält das Pferd in der Bewegung zusammen, er gibt die Bewegungsrichtung vor, er ist für Beschleunigung und das Untertreten zuständig....bevor überhaupt irgendein anderer Muskel in Aktion tritt. Ohne ihn, geht nichts!!!!

Ich lese immer wieder so Blödsinn: Wie baue ich den Muskel auf, wie dehnen ich den Muskel richtig, wie kräftige ich den Muskel.....etc.

Der Muskel, so wie er ist, muss einfach nur beachtet werden. Er muss sich entspannen dürfen, damit er sich wieder kräftig zusammenziehen kann.

Das Problem sind wir, nicht der Muskel. Wir beachten ihn nicht - und wenn, dann ist es meistens zu spät.

Einem vertrockneten Kaugummi ist auch nicht mehr zu helfen. Ein Muskel, der sich nicht mehr entspannt ist unterversorgt. Wir müssen ihn dazu bringen, dass er sich wieder bewegt, elastisch wird. Wenn er sich bewegt, wird er versorgt. Vielleicht tut er das, wenn wir Glück haben...bewegen!

Mit viel Geduld schafft man das, wenn man in der Lage ist, das dumme Geschwätz der Stallnachbarn auszuschalten :-)))

In diesem Sinne, frohes Gelingen!

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