Der Apfel

Fünf Tage habe ich gebraucht, um mich von meiner Reise zu erholen, wobei zwischenzeitlich ganz viel passiert ist.

Wenn ich hier in meinem Büro zum Fenster hinaus blicke, werde ich innerlich ganz ruhig. Da draußen herrscht eine Eintracht der Natur, die wie so oft, nur von dem Menschen gestört werden kann.

Pferde sind wie Alles in der Natur, von einer stillen und anmutigen Schönheit. Ich gönne es mir jedesmal, wenn ich den Offenstall betrete, mir Zeit für meine Tiere zu nehmen.

Sie erkennen mich sofort und unterbrechen zumindest ihre Tätigkeit, den Blick auf mich gerichtet. Das eine oder andere kommt mir entgegen, manchmal wiehert auch eins.
Stehe ich bei ihnen, freue ich mich, streichle sie und genieße den Moment, bevor es los geht.

Wir unterhalten uns in einer anderen Sprache.
Ich frage nach ihrem Befinden und ich bekomme jedesmal eine Antwort.
Manch einen mag das erstaunen. Aber nach 41 Jahren intensiver Begegnungen mit den Pferden, ist daran nichts Wunderliches.

Ich beobachte "Die Anderen", die selbst mit einem Apfel bewaffnet, geschäftig zu ihren Pferden rennen. Oft denke ich mir, wie arm diese Menschen doch sind, die diesen Augenblick nicht genießen können. Man kann beobachten, wie sie sich permanent bewegen, hektisch, unausgeruht. Und selbst wenn sie schweigen, kann man deutlich erkennen, wie das Hirn weiter plappert - in einem Fort. Es treibt  den Körper vor sich her, will nur Dinge, die es gewohnt ist und macht somit das eigentliche Individuum zu seinem Sklaven.

Wir versklaven uns, wir versklaven andere Menschen und wir versklaven unsere Pferde.
Wir glauben, dass unser Pferd, welches uns entgegen kommt, sich über uns freut. Es freut sich über den Apfel, nicht über uns. Wir unterliegen einer Täuschung, der wir uns aber gerne hingeben.
Es gibt so viele dieser Täuschungen.

Menschen streben nach oben, in der Hoffnung, dass das Leben sich verbessert. Es wird nicht besser, es wird anders. Es wird insofern anders, als dass wir immer mehr Verantwortung für uns selbst und unseren Nächsten übernehmen müssen.

Wohlstand ist eine der hoch im Kurs stehenden Bestreben eines jeden Menschen, weil er Sicherheit bietet. Auch das ist eine Täuschung und wohl die größte Täuschung unserer Zeit.
Lassen wir doch mal die ganzen Stöckchen, Krüken und Äpfel dieser Welt weg.

Ergeiz bringt uns nicht an unser Ziel, auch nicht mit Apfel...Das Wort "Er - Geiz" lässt es schon erkennen. Es ist eng, finster, unmoralisch und isoliert auf Dauer.

Pferde signalisieren das ganz deutlich, wenn ein Mensch mit zuviel davon auf sie zukommt. Sind sie nicht abgestumpft, werden sie die Flucht ergreifen. Sind sie abgestumpft, erkennt man das immer an den Augen und an dem "Apfel". Sie poltern durch die Gegend, wie ihre Besitzer und rennen Menschen um, halten sie keinen Apfel in der Hand, denn ihnen ist der Mensch einfach "wurscht".

Der Apfel ist ein Synonym für die ganz große Täuschung. Er schafft Begegnungen, meist ohne Inhalt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Setz dich gerade hin

Diese Aussage kennt noch die Nachkriegsgeneration – also meine Eltern und enthält einen wichtigen Hinweis unseres Verhaltens gegenüber dem E...