Lernen - Erfahren - Wissen

Nun ist doch einige Zeit ins Land gegangen und mein nächster Blog kommt doch etwas spät. Aber dafür nicht weniger interessant.

Vor Ostern war ich so in der Wurst, sodass ich erst einmal abtauchen musste.

Blöderweise oder glücklicherweise hatte ich mich mit meiner eigenen Biographie auseinander gesetzt und mich selbst behandelt, mit dem Ergebnis, dass die Symptome einer nie richtig ausgeheilten offenen Tuberkulose explodierten...vor meiner Reise.

Während der letzten Jahre stellten verschiedene Moderatoren fest, dass eine irrtümlich behandelte Lungenentzündung keine gewesen war, und die eigentliche Erkrankung entsprechend nicht behandelt wurde. Irgendwo bekamen die Tuberkel ein gewisses Mitspracherecht auf Augen, Nerven und Gelenke....also der Klassiker.

Um meine Augen machte ich mir richtig sorgen. Und da ich Probleme damit habe, mich vertrauensvoll in die Hände von Ärzten zu begeben, beschloss ich mich selbst zu behandeln. Einige meiner Kunden bekamen das Desaster mit, als ich in Köngen gastierte. Ich machte alle Symptome durch, auch die der begleitenden Schwindsucht einer offenen Tuberkulose.....nicht schön....oder schön nach Thomas Mann "Der Zauberberg".

Der Zeitpunkt war wohl etwas falsch gewählt, ahnte ich nicht, dass es zu solch einer Reaktion kommen konnte. Ein Dejavu gab dem ganzen Film eine besondere Note. Um Husten zu können, musste ich mich kopfüber aus dem Bett hängen. Schön, dass es vorbei ist und am Schönsten ist, dass mein Auge wieder aussieht wie ein Auge und auch als solches wieder funktioniert.

Nun saß ich bei Dr.Trebin, ein besonders liebenswerter Mann und schaute ihm über die Schulter. Ab und zu schaute er mich bei meiner Bellerei besorgt an und bot mir an, mich mit Globuli zu versorgen....nööö, ich hatte ja alles im Griff....der Schleim floß aus allen Poren und solange er floß, war auch alles gut.

Was ich in dieser Praxis erlebte, kann man nicht mit ein paar harmlosen Worten beschreiben. Aus den meisten Gesichtern sprach die nackte Angst vor der Erkrankung und vor der Existenzangst. Ich musste ein paar Mal um den Block laufen, weil ich diesen emotionalen Druck nicht mehr aushielt. Dr. Trebin donnerte mit seinem kompetenten Fachwissen nur so um sich. 36 schwerstkranke Patienten warteten auf ihn pro Tag. Trotz dieser Menge benötigt man 6 Monate Anlaufzeit, um einen Termin bei ihm zu ergattern.

Abends führten wir dann einige private Gespräche zum obigen Thema. Ein ganz großer Meister!!!

Ich bekam all sein Wissen aus 25 Jahren Arbeit.....gratis! Ich habe es verstanden und bin mit meinem Wissen ein ganzes Stück weiter, weil sich Lücken geschlossen haben.

Manchmal frage ich mich schon, warum die Menschen so selten sich große Meister ihrer Gilde suchen und sich führen lassen durch einen Erfahrungs-und Wissensschatz, der in keinen Büchern steht.

In Büchern steht nur der Normalfall. In Büchern steht die Theorie. In Büchern steht die Vergangenheit. Leben ist aber individuell und Erkrankungen befinden sich im Jetzt. Jedes einzelne Leben zu katalogisieren und in ein Schema zu bringen, würde keine Sau machen wollen. Stünde auch kein Sinn dahinter, denn alles und jedes hat seinen ganz persönlichen Daumenabdruck.

Leben findet da draußen statt, nicht in Büchern.....

Und jetzt komme ich zu dem Balast der Vergangenheit. Alles was uns belastet, hat seinen Ursprung in der Vergangenheit.

Schließt einfach mal die Augen und werft mal den ganzen belastenden Mist raus. Und wo kommt er her?

Herr Dr. Trebin ist reich an Erfahrung. er hat viel erlebt. Ich muss das alles nicht auch erlebt haben. Das was ich sehe und erfahre, ist das was er im Jetzt daraus gemacht hat. Ich nehme diese Erfahrung dankend in mir auf und entwickel sie weiter. Mein Wissen baut auf der Erfahrung eines anderen. Indem ich lerne und beobachte, schließen sich Lücken des Verstehens, und Wissen kann sich entwickeln.

In seiner Individualität wird sie auch für einen Meister wie Dr. Trebin interessant.

Viele, viele sind der Meinung überall mitquatschen zu müssen, obwohl sie weder erfahren noch lernen durften, noch einem ganz Großen bei seiner Arbeit zusehen....will ja auch niemand mehr so richtig.

Diese vielen klugen Leute, die wissen, dass Homöopathie nicht wirkt...haben sie das am eigenen Leib erfahren? Haben sie mal mit einem schwerst kranken Menschen gesprochen, dessen einzige Hoffnung Naturheilkunde ist, weil die Schulmedizin bei chronischen Erkrankungen versagt? Ich würde gerne mal so jemanden dieses Elend zeigen und ihn dann fragen, ob er dazu berechtigt ist Aussagen zu treffen bezüglich einer Sache, die er gar nicht kennt. Herr von Hirschhausen hatte mit seinen Platitüden, mit denen er auch sonst gerne Menschen unterhält,  in der Sendungen Hart aber Fair  eine der erfolgreichsten Heilpraktikerninnen einfach zur Sau gemacht. Während sie reihenweise Menschen zu mehr Lebensqualität verholfen hat, belegt Herr von Hirschhausen auf der Seite des Entertainments beste Sendezeiten. Herr von Hirschhausen möchte ich jetzt nicht wünschen, dieses Elend erleben zu dürfen. In meiner Achtung vor Leben, hat dieser Mensch ganz eindeutig Minuspunkte gesammelt.

Ich schlage jetzt einen Bogen zu den Pferden. Nach meinen 25 Jahren Arbeit mit Pferden, ist auch unter Reitern und Trainer angekommen, dass Pferde stille Wesen sind, dass sie das Laute nicht mögen, auch kein Peitschengeknalle oder laute Musik.

Pferde sind Meister der stillen Kommunikation. Wir sollten lernen sie zu verstehen, damit wir das erfahren dürfen, was sie uns mitzuteilen haben. So entsteht Wissen.

Wenn ich einem Pferd begegne, das ich vorher noch nie gesehen habe, beobachte ich es erst einmal. Nehme Kontakt mit ihm auf, um eine Verbindung herzustellen. Ist sie da, brauche ich keine Angst zu haben, denn das Pferd wird mir nichts böses tun. Dazu ist es viel zu neugierig. Mein Wissen liegt nicht im Umgang mit diesem neuen Wesen begründet. Mein Wissen dreht sich alleine um den Aufbau einer Verbindung zwischen meinem Pol und dem Pol des Gegenübers.

Es ist jedesmal neu und jedesmal aufregend, denn jedes Leben ist ganz individuell. Es ist jedes Mal ein neuer Daumenabdruck in den Gestirnen, den es zu entdecken und erforschen gilt. Schütteln wir den Balast aus der Vergangeheit ab, können wir es sehen. Wir entwickeln einen Blick für das Neue und müssen vor allen Dingen eins nicht:

Dummes Zeug quatschen von dem wir keine Ahnung haben....

Ja, der Text beißt sich ein bißchen. Der Grad zwischen hilfreicher Erfahrung und negativer Prägung aus der Vergangenheit ist ein ganz schmaler. Und genau darin liegt die Kunst.

Als Lehrer muss ich ihn beherrschen, sonst bin ich kein Lehrer.

Als ein sich auf der Wissenschaft berufender Mensch erst recht.

Es reicht nicht aus, nur das Alphabet zu beherrschen. Es braucht Erfahrung, um die richtigen Worte wählen zu können. Um sich gewählt auszudrücken braucht es Wissen.

So...und jetzt höre ich schon auf!


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