Befund: Lahmheit incl. Röntgenbild

So meine Lieben, heute erzähle ich etwas über meinen letzten Patienten.

Wie ich zu diesem Pferd kam, startet mit einer lustigen Vorgeschichte, tut aber an diesem Punkt nichts zur Sache, weil lustig ;-)))

Ich wurde zu einem Pferd gerufen, welches einen röntgenologischen Befund am Sprunggelenk aufwies, welcher für einer Lahmheit - ich nenne sie temporäre Ataxie - verantwortlich gemacht wurde.

Für ein junges Pferd bedeutet so ein Befund das Todesurteil, vor allen Dingen für ein Springpferd.

Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass Röntgenbilder ganz unterschiedlich ausgefallen sind und dabei jedes einzelne Bild von unterschiedlichen Ärzten anders interpretiert worden ist....ein weites Feld.

Nun wollte der Besitzer diesen Befund nicht einfach so hinnehmen, was auch verständlich ist, also kam ich ins Spiel.

Grundsätzlich profitiere ich heute von meiner Erfahrung mit Anschuldigungen & Gerichten. Der Mensch neigt dazu Dinge zu seinen Gunsten auszulegen. Er verliert an Objektivität weil - mein Lieblingsthema - Emotionen ins Spiel kommen, meist irrationaler Natur. Eine Assoziation herzustellen zwischen Röntgenbild und Lahmheit, erfolgt immer prompt. Leider macht sich keiner Gedanken, was das für das andere, dritte Wesen im Bunde bedeutet. Der eine hat seine Emotionen im Kopf, der andere seinen Geldbeutel und der Vierbeiner, um den es geht, fällt einfach durchs Raster.....ein weites Feld....seufz....wie schon erwähnt.

Das arme Tier war ganz zerfurcht vor Sorge, sein Gesicht sprach Bände!Und seine Augen auch. Sie wirkten müde und resigniert.

Ich schaute mir das Pferd im Freilauf in allen drei Gangarten an, rechte und linke Hand. Nach wenigen Minuten war mir klar, dass die Lahmheit nicht aus dem Sprunggelenk kommen konnte, sondern aus dem Rücken...der Rücken war fest und schwingte "Null die Bohne".

Die Palpation ergab, dass das Pferd keinerlei entzündliche Prozesse am Sprunggelenk aufwies. Sie waren glasklar, kühl und fest.

Im Rücken wurde es dann interessant. Ich nahm mir den Wirbel vor, den ich für die Ataxie verantwortlich machte. Es war der L4 (Lendenwirbel Nr.4). Als ich auf der linken Seite neben dem Wirbel Druck ausübte, schlug das Pferd mit dem Fuß gegen den Bauch....aha....super Signal!!! Danke...Pferd!!!

Mir reichte es. Ich bearbeitete etwas den Bereich um die Wirbelsäule, bzw. die Faszien und entließ den Patienten.

Zuhause setzte ich mich gleich hin und brachte Wirbelproblematik, Sorgengesicht und Schlagen gegen den Bauch auf den Punkt.

Zunächst verordnete ich etwas gegen die Todesangst. Das junge Pferd hatte nicht mal gebockt, auch sonst war es wie in sich völlig erstarrt. Dann verordnete ich eine Kur.. Das Programm ist ausgefüllt bis Mitte Dezember.

Neugierig, wie ich eben bin, ließ ich es mir nicht nehmen, nach meinem Patienten zu schauen. Als ich kam, schleckte er sich schon das Maul.

Seine Augen funkelten mich an....die Sorgenfurchen waren verschwunden, das Pferd war zum Leben erweckt worden.
...fiel auch seinem Besitzer auf.

Er fragte mich freudig, ob ich ihm noch beim Longieren zuschauen wolle. Ja, das interessierte mich dann doch.

Beim Laufen, nahm er den Kopf nach unten, als wolle er bocken...er traute sich bloß noch nicht so richtig.

Er galoppierte korrekt an, was immer ein Problem gewesen war und er tobte begeistert im Kreis herum.

Im Trab auf der linken Hand sah ich seinen L4, wie er sich beim Anheben des rechten Hinterbeins seitwärts -nach hinten ausbeulte, aber nur dann.

Am Montag schau ich mal nach ihm, ob sich seine Muskulatur auch schon entspannen konnte. Im Dezember erwarte ich ein komplett anderes Pferd, im Januar erwarte ich, dass er einwandfrei klar geht!!!
....für immer!!!

Vielleicht versetzt mein Glaube Berge...schön wäre es ;-))) und wenn es nur darum ginge eine weitere Seele zu retten.
...ich bin sehr zuversichtlich....schmunzel!!!





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