Achtsamkeit

Dieses Wort ist wohl eines der beflügelten Worte des 21. Jahrhunderts. Es ist ein Wort, das lange den Weg zurück in den Westen gesucht hat und sich momentan versucht zu etablieren.

Mit dem Verständnis oder Unverständnis der Kirche zum Volk in früheren Zeiten und dem Missbrauch der Aufklärung, ging die Achtsamkeit en gros verloren.

Der Weg der Achtsamkeit ist ein langer und beschwerlicher Weg, wurde er nicht - wie bei den fernöstlichen oder anderen Kulturen - schon im Säuglingsalter in die Wiege gelegt.

Ich blicke jeden Tag in Gesichter, geplagt von quälendem Selbstzweifel, Angst und der Suche nach der eigenen Identität, dabei wäre es so einfach in den Spiegel zu schauen und zu sagen;"Ja, das bin ich!"

Wir beschäftigen uns damit, wie wir aussehen könnten wenn....., wer wir sein könnten wenn.....

Und spätestens, wenn uns die irdische Realität einholt, verfallen wir in ein Koma der Handlungsunfähigkeit, während unser Mitteilungsbedürfnis steigt.

Mit dem Mitteilungsbedürfnis überschreiten wir tagtäglich unsere eigene Kompetenz, die wir gar nicht besitzen und verlieren an Respekt dem "Anderen" gegenüber.

Dem "Anderen" etwas mitzuteilen, ohne unsere subjektive Wertung zu integrieren ist eine ganz hohe sprachliche Kunst. Gedanklich müssen wir unsere Emotionen und unsere eigenen Erfahrungen aus dem Hirn verbannen, um dem anderen auf seiner Suche behilflich sein zu können.

Eine gute Kommunikation findet auf Augenhöhe statt. Um auf Augenhöhe kommunizieren zu können müssen wir unser Gegenüber verstehen, seine Andersartigkeit respektieren und uns in erster Linie darauf konzentrieren, was ihn so anders macht.

Zurück zu den Menschen mit den verzerrten Gesichtern.

Gedankenversunken springen sie tagtäglich an mir vorbei.

Das Fatale ist, dass sich diese Menschen für fit und gesund halten, alles wissen und anderen sagen, was sie zu tun haben, sprechen ihre Gesichter doch eine ganz andere Sprache.

Es gibt ganze Epizentren dieser "gesunden" Menschen...in den Kaufhäusern, in den Cafes, bei Sportveranstaltungen, in den Kirchen, bei den Gerichten, auf den Ämtern, etc.

Sogar in den Krankenhäusern.....sie huschen in weißen Kitteln durch die Gänge und behandeln kranke Menschen....

Bevor jemand an mir rumschlitzen darf, bevor ich jemanden Zutritt in mein Herz lasse, bevor ich meine Seele freigebe, bevor ich mich beratschlagen lasse, so ich denn einen Rat benötige, was ich gerne für mich selbst entscheiden möchte....schaue ich meinem Gegenüber ganz tief in die Augen, um mich zu vergewissern, dass mein Gegenüber auch eine Ahnung davon hat, wer er ist und wovon er spricht.

Ich kann das jedem nur empfehlen, der auf der Suche ist, weil es diese beiden Gesichter der Achtsamkeit gilt zu verinnerlichen. Es ist die Achtsamkeit mir gegenüber, die mich dazu legitimiert anderen einen Rat zu geben, sofern sie es wünschen und ihnen zu helfen, sofern sie es wünschen.

Achtsamkeit und Eitelkeit ist nicht dasselbe. Achtsamkeit ist die innere Wahrhaftigkeit, Eitelkeit ein äußerliches Phänomen, das mit dem Alter zur Bürde wird :-(((


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